Meine Eltern
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Thomas Pape

Im Jahre 1964 heirateten meine Eltern: Peter Pape und Ingrid Hütteroth. meine Eltern Mitte der 60iger JahreIm September 1967 war es dann soweit, als erster Sohn wurde ich geboren. 
Leider dauerte das große Familienglück nicht lange, denn am 2.November 1967 wurde mein Papa "abgeholt", d.h. Er kam ins Gefängnis, weil er sich an die biblischen Grundsätze halten wollte, und den Krieg nicht mehr lernen will. 22 Monate durfte er uns nicht sehen ... eine lange Zeit. Meine Mama durfte aber jeden Monat Bilder von mir ins Gefängnis mitnehmen, so das er ständig auf dem laufenden über mich war. So kommt es, das über meine Kleinkinderzeit sehr viele Fotos vorhanden sind.

Damit ich meinen Papa später erkennen würde, stand ein Bild auf dem Fernseher, und ich durfte diesem Bild jeden Abend "Gute Nacht" sagen.

letztes Bild  vor dem Gefängnisaufenthalt meines Papas 1967Als mein Papa dann endlich wieder zu Hause war, kam bald mein Bruder zur Welt - Andreas. Es hat schon eine Menge Vorzüge, wenn man nicht mehr allein ist ... endlich kann man richtig spielen. Mein Papa war oft unterwegs, denn er war Mitte der 70er Jahren als Ältester ernannt worden, und fuhr als "Kurier" oft an den Wochenenden mit unserem Trabant quer durch die DDR - um die Literatur in andere Städte zu bringen. Das heißt aber nicht, das wir nicht wegfuhren:  ich kenne in vielen Städten den Tierpark, und Urlaub war auch jedes Jahr: eine ganze Weile fuhren wir im Sommer nach Heringsdorf, später nach Polen. Dort erlebte ich denn auch 1980 meinen ersten Kongress der Zeugen Jehovas :"Milosc Boza" Er fand in einem Wald statt. Warum ? Auch in Polen waren die Zeugen Jehovas - wie im ganzen Ostblock, nicht gern gesehen, bis verfolgt. Deshalb konnte man keinen richtigen Kongressort mieten. Aber die verantwortlichen Brüder in Polen wollten unbedingt einen Kongress abhalten, also klärten sie die Sache so, das sie in einem Militärsperrgebiet einen Kongress abhalten könnten, in der Gefahr, das wenn etwas schief laufen würde, die verantwortlichen Brüder ihren Hals hin halten müssten. Aber es ging alles glatt. Ich kann mich noch gut an das Drama erinnern: Lot - die Engel kamen aus dem Wald .... Ach wie schön war doch dieser Kongress: die Taufe fand in der nahegelegenen Ostsee statt. Besonders erinnere ich mich an eine alte Schwester, die den ganzen Tag an einem Baum angelehnt stand, und dem Kongressprogramm folgte. Warum diese Schwester sich nicht wie alle auf Decken auf den Boden setzen würde - das wollte ich als Kind wissen. Tja, sie war sehr krank, und wäre nicht alleine wieder hoch gekommen ... aber sie hatte solche Wertschätzung, das sie trotzdem nicht fehlte !

1974 im September wurde ich eingeschult, und das Lernen viel mir leicht, so das ich bis zur 10 Klasse eigentlich nie die Freude verloren habe, zur Schule zu gehen. Damals hatten wir ja den Wachtturm in der DDR nur wenige Tage, so das wir auch als Kinder schon die Antworten rausschreiben durften. Als ich zum Zeugnis der ersten Klasse mir von Opa Pape eine "Neue-Welt-Übersetzung" mitbringen ließ, machte das lesen und studieren doppelt soviel Freude. Diese grüne Bibel steht noch immer im Bücherregal, denn die Notizen, welche in ihr enthalten sind, möchte ich nicht missen. Mit der Literatur war etwas schwierig, und so freuten wir uns, als Oma H. endlich Rentner wurde (mit 60 Jahren) und damit regelmäßig in den "Westen" durfte. Jeder Kongress wurde so für uns wenige Stunden später "nach erlebt" - und noch schöner war es, wenn Oma auch "etwas schönes mitgebracht" hatte. Es ging auch fast immer gut ...am 26.März 1987 musste sie einmal alle schöne Literatur am Grenzposten zurück lassen.

In der Schule hatte ich es als "guter Schüler" eigentlich nicht schwer. Ich war in unserer Schule (Gerhardt-Eisler-OS in Berlin Pankow ...damals am Kurt-Fischer-Platz, heute Pastor-Niemöller-Platz ) das erste Kind von Zeugen Jehovas - und war deshalb für viele etwas exotisch. Aber da in unserer Nähe viele "Berühmtheiten" wohnten (Manfred Krug wohnte direkt an der Schule angrenzend, einer meiner Klassenkameraden war der Sohn von Minister Rauchfuß; der Sohn eines DDR Komponisten ging zwei Klassenstufen höher usw.), konnten sich sowohl Mitschüler als auch Lehrer gut an mich und meine Religion gewöhnen. Erst in der 9. und 10.Klasse, als ich nicht an der vormilitärischen Ausbildung teilnahm, wurde es doch etwas komisch. Als sich dann herumsprach, das ich weder auf die Uni noch eine Lehre bekommen würde, waren doch einige der Lehrer sehr "verunsichert", was ihre politische Denkweise betraf.